Veröffentlicht am 08.11.2021
Entwicklung | Mitte 2018 bringt Exias Medical ihr neues Stand-Alone-Elektrolyte-Analysegerät für die Point-Of-Care-Diagnostik auf den Markt. Der IVD-Analyzer ermöglicht deutlich schnellere Messverfahren bei vereinfachter Bedienbarkeit. Für die Hard- und Softwareentwicklung holte sich Exias den Elektronikspezialisten S.I.E an Bord.
Der Trend zur Verlagerung moderner diagnostischer Geräte an den so genannten „Point-of-Care“, also hin zu niedergelassenen Ärzten und Kliniken, stellt
Hersteller und Entwickler vor neue Herausforderungen. Kleiner, schneller, einfacher: Diesen Anspruch haben sowohl Ärzte als auch Patienten an die volldigitalen Minilabors. Die Exias Medical GmbH aus Graz hat zu diesem Zweck eine hochintegrierte Messeinheit zur Elektrolyte-Analyse entwickelt, die dank ihres innovativen elektrochemischen Messverfahrens in der Lage ist, eben jene Bedürfnisse zu befriedigen.
Mensch-Maschine-Schnittstelle für bessere Bedienbarkeit
Die intuitive und Smartphone-ähnliche Steuerung mittels eines hochmodernen Touchscreen-Interfaces vereinfacht dabei die Bedienung des Gerätes. Gleichzeitig sind alle Verbrauchsmaterialien in einer einzigen Kassette, der so genannten Cartridge, vereint. Diese Optimierungen führen in Verbindung mit der Verfahrenstechnik zu einer um mehr als 50 % geringeren Messzeit und geringerem Probenvolumen im Verhältnis zu vergleichbaren auf dem Markt befindlichen Elektrolyte-Analyzern. Außerdem verfügt das Gerät als weltweit erstes und einziges Elektrolyte-Analysegerät über ein voll automatisiertes Modul zur täglichen Qualitätskontrollmessung.
In der Konzeption des neuen Analysegeräts wurde besonders auf eine intuitive und einfache Bedienbarkeit Wert gelegt. „Erster und ursprünglicher Ansatz für die
Bedienung war eine Tablet-basierte Steuerung. Aufgrund der hohen Ansprüche an die Zuverlässigkeit des Systems und einer entsprechend langfristigen Verfügbarkeit wurden diese Pläne jedoch schnell verworfen, und die Idee, ein eigens designtes, voll integriertes User Interface zu entwickeln, war geboren,“ erinnert sich Josef Hindinger, Managing Partner von Exias Medical und zuständig für den Bereich Forschung & Entwicklung bei dem österreichischen Medizintechnikunternehmen. „Die Entwicklung von Human-Machine-Interfaces, deren Konzeptionierung und Design ist jedoch nicht unser Kerngeschäft. Deshalb haben wir uns an dieser Stelle des Konzeptionierungsprozesses mit der S.I.E einen kompetenten Entwicklungspartner ins Boot geholt.“
Der Vorarlberger Innovationstreiber S.I.E aus Lustenau realisiert für seine Partner passgenau, anwendungsorientiert und plattformbasiert modular aufgebaute Mensch Maschine-Schnittstellen inklusive der grafischen Benutzeroberflächen (GUI). Nach ersten Sondierungsgesprächen im Frühjahr 2015 wurde schnell mit ersten Workshops begonnen. „Die größte Herausforderung für komplexe analytische Geräte stellt eine möglichst intuitive Bedienbarkeit dar. Die Einheiten sollen unkompliziert von entsprechend geschultem Personal gesteuert werden können und diese trotzdem im Hintergrund ihr originär komplexes Aufgabengebiet optimal bearbeiten,“ meint dazu Dr. Michael Saugspier, Business Unit Manager Human Machine Interfaces bei S.I.E. Er ist sich sicher: „Funktionsmuster der Baugruppen, die wir schon in sehr frühen Entwicklungsphasen zur Verfügung stellen, um mit der Arbeit an grundlegenden Softwarelogiken zu beginnen, helfen uns und unseren Partnern dabei, diese wichtige Aufgabe früh anzugehen und Ergebnisse direkt in der Praxis zu erproben. Als wichtigsten Punkt in der partnerschaftlichen Entwicklung sehen wir am Ende des Tages eine optimal in das Endprodukt integrierte Baugruppe und den absoluten Fokus auf Anwendung und Anwender.“
Zusammenarbeit schon ab den ersten Entwicklungsschritten
Gemeinsam entwickelten Exias Medical und S.I.E die elektronische Systemarchitektur und Mechanik zur Integration der HMI-Einheit (Human-Machine-Interface) sowie entsprechende Programmlogiken. „Ein wichtiger Erfolgsfaktor f in dieser sehr offenen und vertrauensbasierten Art der gemeinsamen Entwicklung war der sehr frühe Zeitpunkt des Beginns der Zusammenarbeit,“ meint Hindinger. „Schon im Verlaufe der ersten Workshops wurden wichtige gegenseitige Bedürfnisse und Anforderungen erörtert und aufgedeckt, welche zu einem späteren Entwicklungszeitpunkt deutlich schwieriger umsetzbar gewesen wären.“
Aktuell befindet sich der Elektrolyte-Analyzer im Prozess des Design Transfers. Der Verkaufsstart und Markteintritt für das Gerät ist für Mitte 2018 geplant. Die in diesem Projekt entstandene Bedienphilosophie und Systemarchitektur soll künftig auch für weitere Geräte in ähnlichem Umfeld genutzt und eingesetzt werden. Josef Hindinger zeigt sich mit dem Zeitplan und der Zusammenarbeit sehr zufrieden: „Dank präzisem gemeinschaftlichen Projektmanagement, der gegenseitigen Einbindung in Systeme und Toollandschaften sowie der Flexibilität beider Partner können wir nun mit Stolz der planmäßigen Markteinführung und weiteren Projekten entgegenblicken.“
Den Trend zu Entwicklungsnetzwerken in der gesamten Branche sieht auch Dr. Michael Saugspier: „Immer öfter machen wir die Erfahrung, dass Spezialisten wie Exias Medical für Baugruppen wie die HMI-Einheiten Spezialisten als Partner an Bord holen, um die eigene Manpower in ihrem eigentlichen Kerngebiet zu fokussieren. Selbstverständlich liegt dieser Art der Zusammenarbeit immer entsprechendes Vertrauen und die Offenheit zu Grunde, gemeinsam alle Unwägbarkeiten entlang des Entwicklungsprozesses zu meistern.“ Die gemeinsam mit dem Grazer Diagnostik Spezialisten geleistete Arbeit zeige jedoch einmal mehr den Nutzen für beide Seiten – Elektronik-Entwicklungsspezialisten und Medizinproduktehersteller – auf.
medizin & technik 6/2017
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